Die Niedersächsischen Staatstheater Hannover bespielen markante Theaterhäuser, die in der Innenstadt als Anziehungspunkte wirken: Das prächtige Opernhaus im spätklassizistischen Stil wurde von Baumeister Laves Mitte des 19. Jahrhunderts entworfen, und so wurde es nach dem Krieg auch wieder aufgebaut. Kaum größer könnte der architektonische Kontrast zum Schauspielhaus sein: Dieser moderne Bau mit seiner Fassade aus weiß lackierten Aluminiumplatten entstand um 1990. Im Theaterhof versteckt sich die historische Cumberlandsche Galerie, deren reich verziertes Treppenhaus auch als Theaterbar dient. Außerdem bespielen die Staatstheater die Bühnen Ballhof Eins und Zwei in einem ehemaligen Spiel- und Festsaal aus dem 17. Jahrhundert in der Altstadt.
Die Intendantinnen Sonja Anders im Schauspiel und Laura Berman in der Oper sowie Ballettdirektor Marco Goecke wurden schon mehrfach mit Festival-Einladungen und bedeutenden Branchenpreisen ausgezeichnet. Jüngst bekam Marco Goecke den Deutschen Tanzpreis 2022 und die Jury schrieb: „Was an Goeckes Arbeit hervorsticht, ist sein Beitrag zur Entwicklung des modernen Tanzes. Zum einen durch die Originalität und Unverwechselbarkeit des Tanzvokabulars, für das er bekannt ist und das sich immer wieder darin zeigt, wie er die menschliche Bewegung erforscht und interpretiert und dabei ein Werk hervorbringt, das auch tief kontemplativ und emotional ist.“ In der laufenden Spielzeit 2022/23 zeigt die Oper unter dem ambivalenten Motto „Glück und andere Versprechen“ sowohl opulent besetzte berühmte Werke wie auch unbekanntere oder neue Stücke. Sie öffnet die große Bühne verstärkt für die ganze Familie, für ein diverses Publikum und für Stimmen aus aller Welt. Das Schauspiel-Programm kreist mit Klassikern und Neuentdeckungen um die Themen Politik, Glaube und Familie. „Im Zentrum der Spielzeit steht der Mensch, in seiner Komplexität, Schönheit, in seiner Fähigkeit zu lernen, zu fühlen, zu handeln, zu lachen, zu kämpfen und zu lieben“, sagt Intendantin Sonja Anders. „Jede Begegnung zwischen Menschen ist von Bedeutung für diese Welt.“
Hannover hat eine überregional beachtete, sehr lebendige freie Theaterszene. 14 professionelle Gruppen präsentieren unter der Marke „Freies Theater Hannover“ einen gemeinsamen Spielplan (www.freies-theater-hannover.de). Einige betreiben eigene Spielstätten und tragen damit zur kulturellen Vielfalt in den Stadtteilen bei. So spielt die Commedia Futura in einer ehemaligen Eisfabrik in der Südstadt, die Theaterwerkstatt im Kulturzentrum Pavillon am Hauptbahnhof, das Theater an der Glocksee in einem Graffitibesprühten Jugendzentrum in der Calenberger Neustadt, das Theater in der List im gleichnamigen Stadtteil in einem früheren Aldi-Markt und das Quartier Theater in einem ehemaligen Weinladen in der Nordstadt. Andere bespielen bevorzugt theaterfremde Räume oder öffentliche Plätze, zum Beispiel die Agentur für Weltverbesserungspläne, die Frl. Wunder AG oder das theater fensterzurstadt. Der hannoversche Choreograf Felix Landerer ist auch international gefragt und arbeitet in seiner Heimatstadt mit seiner eigenen Tanzgruppe Landerer&Company. Das Kleckstheater im KinderTheaterHaus in der Südstadt und das Theatrio Figurentheaterhaus in Vahrenwald bieten neben den Aufführungen für Kinder und Jugendliche viele theaterpädagogische Projekte an.
Zwei beliebte Privattheater ziehen viel Publikum in ihre Spielstätten an der Georgstraße: Das GOP Varieté-Theater zeigt wechselnde Shows mit Comedy-Stars, internationalen Artist*innen und Zirkusakrobat*innen. Das Neue Theater spielt Komödien, Musik- und Boulevardstücke. Kabarett, Comedy und Kleinkunst sind außerdem im Lindener TAK – Theater am Küchengarten und im Leibniz Theater in der Calenberger Neustadt zu erleben. Tourneetheater, Musicals und große Bühnenshows gastieren im Theater am Aegi.
Die „KunstFestSpiele Herrenhausen“ machen traditionell im Frühsommer den barocken Großen Garten in Herrenhausen zur Kulisse für innovative Musik, internationales Musiktheater und Kunst. Das hochkarätige Programm schlägt eine Brücke vom Barock bis zur Avantgarde und macht innovative Kunst fürs breite Publikum zugänglich. Für 2023 wird als Highlight die selten gespielte Mahler-Symphonie Nr. 8 angekündigt, in einer großen Inszenierung mit der NDR Radiophilharmonie, dem Orchester der Hochschule für Musik, Theater und Medien, hannoverschen Chören und internationalen Solist*innen.
Ballett und zeitgenössischer Tanz aus aller Welt sind in Hannover auf jährlichen Festivals zu erleben: Die Oster-Tanz-Tage in der Oper kombinieren Gastspiele, Workshops und Ausstellungen. Im Juni veranstaltet die Ballettgesellschaft Hannover den einzigartigen Internationalen Wettbewerb für Choreographie. Nachdem das renommierte Festival „Tanztheater International“ eingestellt wurde, bekommt Hannover ein neues jährliches Tanzfestival. Die erste Ausgabe steigt im Januar 2024 – man kann gespannt sein.