„Ohne die vielen Männer und Frauen, die in Deutschland ein Ehrenamt ausüben, wäre unser Land um vieles ärmer und unser Gemeinwesen so nicht denkbar.“ Das bekannte Zitat von Helmut Kohl zur Bedeutung der ehrenamtlichen Arbeit für den Zusammenhalt der Gesellschaft ist noch immer aktuell. In Hannover engagieren sich derzeit etwa 150 000 Menschen freiwillig. Ausgeschöpft ist das Potenzial der Landeshauptstadt damit aber noch nicht.
Das Freiwilligenzentrum Hannover vermittelt Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, an mögliche Einsatzstellen. „Wir beginnen dabei immer mit einem Beratungsgespräch. Am besten im persönlichen Rahmen“, sagt Almut Maldfeld, Geschäftsführerin des Freiwilligenzentrums Hannover. Das sei viel direkter und intensiver. Alternativ gäbe es aber auch telefonische Beratungsgespräche. Das Freiwilligenzentrum bietet in Hannover und Umland über 1000 Einsatzmöglichkeiten an, unter denen es die passende auszuwählen gilt. Die Bandbreite des Angebots geht dabei von Fahrdiensten und begleitenden Tätigkeiten über unterstützende Stellen in bürokratischen oder handwerklichen Berufsfeldern bis hin zur Mitarbeit bei Kontakttelefonen oder in schulischen Betrieben. Weiterhin gibt es auch Ehrenämter in sportlichen oder gastronomischen Bereichen. Maldfeld ist sich sicher: „Bei uns ist für jeden etwas dabei.“
Der Vorteil, sich an das Freiwilligenzentrum zu wenden, läge darin, dass es ein unabhängiger Träger ist. „Das bedeutet, dass wir als Beratungsinstitution zwischen gemeinnützigen Organisationen und Menschen vermitteln. Wir gehören aber keiner Organisation an“, so die Leiterin.
Eine weitere unabhängige Anlaufstelle für ehrenamtliche Mitarbeit stellt die Stadt Hannover mit der Informations- und Koordinationsstelle für ehrenamtliche Mitarbeit, kurz IKEM, dar. Partnerorganisationen und Ansprechkontakte lassen sich auf der Homepage der Stadt einsehen. Im Schwerpunkt bietet das Angebot vor allem Soziales an. Auch das Netzwerk Bürgermitwirkung bietet die Vermittlung zwischen Freiwilligen und Organisatin onen an. Außerdem bietet es die Möglichkeit den strukturellen Ausbau ehrenamtlicher Tätigkeit zu unterstützen.
Neben unabhängigen Vermittlungsstellen ist es auch möglich, ein Ehrenamt bei einer bestimmten Organisation anzutreten. So bietet beispielsweise Diakovere Engagements im Krankenhaus, das Tierheim Hannover eine Gassigeh-Patenschaft oder die Justizvollzugsanstalt Hannover die Mitarbeit im Gefängnis an. Informationen, Erfahrungsberichte und Ansprechpartner lassen sich ebenfalls auf den entsprechenden Internetseiten einsehen. Weitere Ehrenamtsträger sind außerdem die Johanniter oder Caritas.
Eines der Caritas-Projekte ist das Patenschaftsprojekt „Balu und Du“. „In dem Projekt begleiten Ehrenamtliche in einer 1-zu-1-Begleitung Grundschulkinder, um diese in ihrem Alltag zu fördern“, erzählt Stefanie Georges. Sie engagiert sich selbst ehrenamtlich als Patin in dem Projekt. Die Idee von „Balu und Du“ ist dabei an die Geschichte des Dschungelbuchs angelehnt, wo der gemütliche Balu dem neugierigen Mogli die Welt zeigt. „Es ist einfach total schön, dass uns das Projekt jede Freiheit lässt. Wir können machen, worauf der Mogli Lust hat. Und am Ende ist die Zeit immer viel zu schnell verflogen.“ Die Faustregel des Projekts heißt dabei ein Tag pro Woche für zwei bis drei Stunden und mindestens ein Jahr Laufzeit. „Natürlich ist das ein Zeitfaktor, das will ich gar nicht kleinreden“, meint Stefanie. „Stand heute könnte ich mir allein vom Lustfaktor trotzdem vorstellen noch ein Jahr dranzuhängen. Für mich persönlich fühlen sich die Treffen einfach nicht nach Arbeit, sondern mehr nach Freizeit an.“
Dass ehrenamtliche Mitarbeit ein Zeitfaktor, noch dazu ein unvergüteter Zeitfaktor ist, lässt sich nicht leugnen. Trotzdem ist sich Almut Maldfeld sicher, dass die gesammelten Erfahrungen den Aufwand ausglichen. Es sei eine Win-Win-Situation. „Und den Ehrenamtlichen wird in der Regel so eine enorme Dankbarkeit entgegengebracht, das ist total schön zu sehen.“
Die passende Stelle finde sich aber am besten im persönlichen Gespräch, so Maldfeld. „Durch Zuhören und Wahrnehmen lassen sich Wünsche und Vorstellungen einfach besser entwickeln. Von außen sieht man manchmal einfach schneller, was eine Person wirklich will.“ Ist einmal die Entscheidung für ein bestimmtes Engagement gefallen, folgt ein normaler Bewerbungsprozess mit Anschreiben und Vorstellungsgespräch. Je nach Einsatzstelle können bereits im Bewerbungsprozess Nachweise wie ein polizeiliches Führungszeugnis notwendig sein.
Wer also in Stadt und Region Hannover ein Ehrenamt sucht, dem stehen die Türen offen. Die Möglichkeiten sind vielfältig und das Einzige, was es laut Maldfeld braucht, ist Offenheit und Unvoreingenommenheit. Und: Den ersten Schritt der Kontaktaufnahme.