Bereits 2035 strebt die niedersächsische Landeshauptstadt an, klimaneutral zu sein. „Hannover steht modellhaft dafür, wie Kommunen die Energiewende aktiv gestalten können“, verspricht Belit Onay, Oberbürgermeister der Stadt Hannover. Mit einer Vielzahl von innovativen Projekten vom Solarkataster bis zum Einsatz von künstlicher Intelligenz bei der Fernwärmeversorgung, angeschoben und gebündelt von den vernetzten Akteuren der Region Hannover, geht die Klimaallianz Hannover das Ziel mit Sieben-Meilen-Stiefeln an.
Hannover ist tatsächlich Deutscher Meister bei der Zahl öffentlich zugänglicher Ladepunkte für EAutos. Mit 136 Ladepunkten je 100 000 Menschen steht Hannover bei den Großstädten über 500 000 Einwohner an der Pool-Position. Wenn es nach dem Betreiber, dem Energiedienstleister enercity geht, darf dieser Spitzenplatz gerne gehalten werden. Immerhin hat er es geschafft, die Zahl der öffentlichen Ladepunkte seit 2019 von 47 auf 473 (davon 59 für schnelles Laden) zu verzehnfachen. In dem Tempo kann es gerne weiter gehen. Im Sommer 2022 entstand Norddeutschlands größter Ladepark Am Listholze in Hannover mit 90 Ladepunkten. Dabei setzt enercity auf nutzer- und umweltfreundliche Ladelösungen, von der Ultra- Schnellladesäule (etwa an Autobahnen, bis 350 kW mit Ladung für 400 km Reichweite in zehn Minuten Ladezeit) über die Standardladestation (bis 22 kW) bis zur Ladebox an Straßenlaternen (3,7 kW).
Hannover liegt zwar nicht an der Nordsee. Hier weht keine steife Brise, aber von hier agiert der Energiedienstleister enercity. Und der investiert groß in den Ausbau erneuerbarer Energiequellen; jüngst kamen 60 Windparks mit 166 Windrädern in vier Bundesländern dazu. Was wiederum den hannoverschen Verbrauchern zu Gute kommt. Aktuell liegt der Anteil der Stromproduktion aus Windenergie bei etwa zehn Prozent des Gesamtstromverbrauchs der Region Hannover. Bis zum Jahr 2035 soll dieser Anteil verfünffacht werden. Bereits 2030 will enercity insgesamt den erneuerbaren Anteil an der Stromproduktion auf 85 Prozent ausbauen.
Um das große Ziel Klimaneutralität schnellstmöglich zu erreichen, treiben die Akteure die Klimawende mit innovativen Projekten voran. So kommen neben nachhaltigen Energiequellen wie Biomasse und Biogas auch Abfall (aus der Abfallverwertungsanlage Lahe mit einer Leistung von bis zu 300 GWh im Jahr), Abwärme aus der Industrie und künftig auch Klärschlamm und Großwärmepumpen zum Einsatz.
Vermehrt setzen nun auch hannoversche Wohnungsbauunternehmen wie hanova oder Gundlach bei Neubauten auf neue Techniken wie Erdwärme-, Luftwärmepumpen oder Heizwärme aus der Kläranlage der Stadt (etwa in der Südstadt oder am Marstall). Aktuell stammt ein Viertel des Wärmebedarfs in Hannover aus Fernwärme. Bis 2026 will enercity drei viertel der Fernwärme aus erneuerbaren Energien und Abwärme bereitstellen.
Zudem erhöht enercity mit einer Initiative den Anreiz zum Ölheizungstausch und macht Angebote (bis zu 2400 Euro Rabatt), die die bestehenden Heizungen smart und effizient machen. Zusammen mit der Stadt stellt der Energiedienstleister dafür insgesamt 35 Millionen Euro bereit. Damit möglichst viele Hausbesitzer möglichst schnell auf Fernwärme und Wärmepumpen umsteigen. Wer dies tut, senkt seinen CO2-Austoß für Heizenergie auf null und spart auch noch die Mehrkosten der CO2-Steuer.
Sie planen für Ihr Haus eine Photovoltaik-Anlage oder möchten Ihren Vermieter ein paar Anstöße liefern, aber Sie hätten gerne genauere Zahlen, was das bringt und kostet? Genau aus diesem Grunde ist das Solarkataster der Region Hannover ins Leben gerufen worden. Es wurde mit 3D-Laserscan-Daten entwickelt und macht Dachneigung, -fläche und -ausrichtung ersichtlich. Im Kataster ist zudem ein Ertragsrechner installiert, der eine erste Abschätzung zum Ertrag einer Solaranlage auf dem Hausdach erstellt. Wer seine Adresse in dem Solarkataster eingibt, sieht seine Immobilie (oder besser: deren Dach) und kann schon an den Einfärbungen erkennen, wie hoch das Potenzial für Photovoltaik ist. Mit einem Click erhält man detaillierte Infos zur möglichen Modulfläche, zum möglichen Ertrag und zur möglichen CO2-Ersparnis.
Klimaschutz fängt im Detail an. Zu den vielen Smart- City-Lösungen, die für die digitale Energiewende sorgen sollen, zählen die sogenannten „schlauen Abfallbehälter“. In einem deutschlandweiten Pilotprojekt statteten die Abfallwirtschaft Region Hannover (aha) und enercity 20 Abfallbehälter mit intelligenten Sensoren aus. Diese erkennen den Füllstand und melden ihn über ein Funknetzwerk an die Stadtreinigung. Der Benefit: Die Behälter können bei der Routenplanung bedarfsgerecht geleert werden. Es sinken Zeitaufwand, Kosten und Emissionen.
Eine wichtige weitere städtische Initiative ist Ököprofit. Betrieben soll in Workshops ermöglicht werden, ihre Abläufe und Prozesse unter ökologischen Gesichtspunkten zu optimieren. Bis heute europaweit einzigartig ist der 1998 gegründete Klimaschutzfonds. Er unterstützt mit Know-How und Zuschüssen vor allem die Einsparung von Heizenergie und Strom.