Everybody‘s gone surfin‘ Surfin‘ USA, singen „The Beach Boys“ – wie konnten sie bloß Hannover in dem Song vergessen?! Foto: © www.inshorefilms.com Foto: © www.inshorefilms.com

Aloha an der Leine

06. Mai 2024

Surfen in Hannovers Altstadt

Durch Hannovers Altstadt weht seit 2023 ein Hauch von Hawaii. Den haben Sie noch nicht gespürt? Dann wird es Zeit, dass Sie die „enercity-Leinewelle“ entdecken. Wie es zur „perfekten Welle“ kam, wer die Macher hinter dem Projekt sind und Vieles mehr verrät uns Sebastian Stern (2. Vorsitzender des Leinewelle e.V.) im nachfolgenden Interview. 

Was genau ist die enercity-Leinewelle und wie wertet das Bauwerk Hannover auf?

Sebastian Stern: Die enercity-Leinewelle ist eine sogenannte „stehende Welle“, die in Hannovers Leine durch den Einbau eines hydraulisch beweglichen Bauwerks erzeugt wird. Die Leine führt als natürliches Fließgewässer im Jahresverlauf sehr unterschiedlich viel Wasser. Mit unserem Einbau können wir darauf reagieren und auch bei wenig Wasser surfen. Und in Zeiten, in denen nicht gesurft wird, fließt die Leine ohne Welle.

Für Hannover wird die enercity-Leinewelle langfristig ein wachsend wichtiger Bestandteil der Stadtkultur und des Tourismus werden. Sie ist in Norddeutschland die erste künstliche Welle, die in einem natürlichen Fließgewässer erzeugt wird. Sie funktioniert also ohne den großen Energiebedarf, den gepumpte Wellen benötigen. Die außergewöhnliche Lage der enercity-Leinewelle inmitten der Altstadt sorgt für eine ebenso außergewöhnliche Wirkung für die Stadt Hannover, die sich mit ihrer Errichtung sicher noch ein Stück offener, mutiger und attraktiver zeigt!

Wie kam es zu der langen Bauzeit von fast zehn Jahren?

Sebastian Stern: Im Rückblick fragen wir uns das manchmal auch. Den Großteil der zehn Jahre haben wir mit Vorbereitungen wie Konzepten, Visualisierungen, verschiedenen Stufen der Machbarkeitsstudie, mehreren Gutachten und hunderten Gesprächen in der Politik und Stadtverwaltung verbracht. Es waren eben nicht vier Wände und ein Dach zu bauen. Zu erklären, was wir vorhaben, wie das gehen kann und auch den Beweis zu führen, dass das funktioniert, brauchte Zeit. Dass wir die Errichtung mitten in der Altstadt in einem denkmalgeschützten Bereich planten, verkürzte den Zeitraum nicht gerade. Der eigentliche Bau ging dann eigentlich ganz schnell.

Wer hat das alles finanziert und von welchen Summen sprechen wir?

Sebastian Stern: Insgesamt hat die Errichtung knapp zwei Millionen Euro gekostet. Nicht eingerechnet sind die vielen tausend Stunden, die wir im Laufe der Zeit ehrenamtlich in unsere Idee der enercity-Leinewelle investiert haben. Finanziert ist der Bau ausschließlich über private Spenden aus der Stadtgesellschaft und Sponsorengeld, das wir von regionalen Unternehmen akquirieren konnten.

Von oben erst zeigt sich, wie viele BesucherInnen sich um die enercity Leinewelle versammelt haben. Foto: © www.inshorefilms.com
Von oben erst zeigt sich, wie viele BesucherInnen sich um die enercity Leinewelle versammelt haben. Foto: © www.inshorefilms.com

Wer betreibt die Anlage? 

Sebastian Stern: Wir haben schon 2014 den Leinewelle e.V. gegründet, um unserem Vorhaben Nachdruck zu verleihen. Und dieser Verein ist heute Inhaber und Betreiber der Anlage.

Ich kann noch nicht surfen, wo finde ich Hilfe? 

Sebastian Stern: Wer schon Equipment besitzt, also Neoprenanzug, Helm und geeignetes Surfboard, kann als Mitglied des Vereins zum Beispiel einen unserer „Welcome-Slots“ buchen. Da bekommen alle Anfänger Hilfe von denen, die es schon besser können. Echte Kurse werden zukünftig vom Hochschulsport angeboten. Da gibt es dann auch Equipment zum Leihen. Alle Infos wird es auf unserer Website geben, sobald das Kursangebot startet.

Wie lief die erste Saison (sprich Sommer 2023) aus Ihrer Sicht, was war gut, was muss noch verbessert werden?

Sebastian Stern: Der Start hätte besser nicht sein können. Am Eröffnungswochenende Ende April hatten wir nicht nur passendes Surf-Wetter sondern auch die „Rapid Surf DM 2023“ bei uns – also die deutschen Meisterschaften im Rapidsurfen – so nennt man das Surfen auf einer stehenden Welle. Ansonsten müssen wir noch etwas Erfahrung mit der Einstellung des Systems machen. Denn ein trockener Sommer heißt für jedes Fließgewässer: weniger Wasser. Gut, dass wir mit unserem System darauf reagieren können. Das werden wir im Laufe der Zeit sicher immer besser machen können.

Welche Ideen haben Sie für 2024? Auf was kann man sich freuen?

Sebastian Stern: Erstmal sollte sich das Surfen etwas etablieren und wir freuen uns, wenn die Kurse einen festen Platz im Angebot gefunden haben. 2024 wird sicher immer viel los sein auf und an der Welle. Und wenn alles gut geht, haben wir dann wieder einen Wettbewerb in Hannover, bei dem wir Profis auf unserer Leine beobachten können!

Lust auf anderen Sport? Hier sind alle Sportvereine unter zwei Dächern vereint:

Für den Der Stadtsportbund Hannover (SSB) stehen seine aktuell 347 Mitgliedsvereine mit ihren 113.036 Mitgliedern an erster Stelle. Als Interessenvertreter und Initiator neuer Ideen im Sport in Hannover wird der SSB ehrenamtlich durch ein Präsidium, dessen Arbeit durch die Mitarbeiter*innen der Geschäftsstelle unterstützt wird, geführt. „Ihr Partner für Vereinssport“ – ist für den SSB keine hohle Phrase, sondern gelebter Alltag.

Mit knapp 174 835 Vereinsmitgliedern und 663 angeschlossenen Vereinen bietet der Regionssportbund Hannover e. V. (RSB) ein breites Angebot. Der RSB fördert besonders den Amateursport, die Jugendarbeit und -pflege, die Qualifizierung von Übungsleitern und Vorständen sowie die Integrationsarbeit und vertritt die sporttreibenden Vereine gegenüber kommunalen staatlichen Stellen, gemäß seinem Motto: „Für Dich und Deinen Verein!”

 

Infos

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