Moderatorin Ninia Binias alias  Ninia LaGrande hat ihr Glück im  Stadtteil Linden gefunden. Foto: Peschke Foto: Peschke

„Die Kulturszene Hannovers ist sehr offen und gut vernetzt“

06. Mai 2024

Sie hält uns den Spiegel vor, bringt uns zum Lachen, macht Mut, erklärt das Leben auf eine hinreißende Art: Die Schriftstellerin und Moderatorin Ninia Binias – Künstlername Ninia LaGrande – kennen die meisten auch als Bloggerin und Slam-Poetin.

Das Leine- und Ihmeufer ist mit seinen Uferwiesen ein beliebter Ort zum Verweilen. Foto: Wikipedia, Christian A. Schröder (ChristianSchd)
Das Leine- und Ihmeufer ist mit seinen Uferwiesen ein beliebter Ort zum Verweilen. Foto: Wikipedia, Christian A. Schröder (ChristianSchd)

In Laatzen geboren und in Braunschweig aufgewachsen, wurde die 40-Jährige nach ihrem Studium der Kunstgeschichte und Germanistik in Marburg und Göttingen heimisch in Hannover. Im Interview erzählt sie, warum sie auch zwölf Jahre später noch gern hier lebt.

Frau Binias, als Schriftstellerin haben sie auch Ihre Heimatstadt porträtiert. In „Hannover von A bis Z –Der alternative Reiseführer“ lernen wir, dass Sie Ihr Glück im Stadtteil Linden gefunden haben. Wie erleben Sie Ihr Quartier? 

Ninia Binias: Also den besten Käsekuchen der Stadt gibt es immer noch bei uns gegenüber! Linden fühlt sich an wie ein Dorf. Trotzdem gibt es alle Angebote einer Großstadt. In Linden kennt man sich und unterstützt sich. Der Stadtteil hat sich aber auch verändert, ist inzwischen spürbar gentrifiziert, wenn auch nicht so heftig wie einige Stadtteile in Hamburg oder Berlin. Als ich mitbekommen habe, dass eine Familie ausziehen muss, bekam ich Muffensausen. Aber dieser Trend ist nicht umkehrbar. Und im Grunde bin ich auch selbst ein Teil der Gentrifizierung.

Auch das nächtliche Feiern hat sich verändert, ist extremer geworden. Das Limmern (die Party auf der Limmerstraße in Linden-Nord, d. Red.) ist inzwischen ein Party-Tourismus geworden. Es kommen Leute aus den anderen Stadtteilen, die reichlich Scherben hinterlassen. Aber es gibt gute Ansätze. Man spricht miteinander, um diese Szene zu entschärfen. Awareness-Teams wie LimmernLabor oder LimmernLichter machen einen guten Job und wecken das Bewusstsein für die Menschen, die hier leben, nachts schlafen wollen und keine Lust auf eine Müllhalde vor der Haustür haben.

Verraten Sie uns Ihre Lieblingsplätze?

Ninia Binias: Vor allem das Kulturzentrum Faust und das Drumherum. Ich liebe das Kiezkultur-Festival, den Flohmarkt am Sonntag, den Poetry Slam „Macht Worte!“ oder den Biergarten Gretchen. Wenn ich essen gehe, dann gern ins Soul Kitchen am Lichtenbergplatz oder ins Parga am Lindener Markt. Ich mag die klassische Kneipe lieber als die coole Cocktailbar – mein Stammtisch steht im Butjer in der Falkenstraße. Es muss aber nicht immer Restaurant oder Kneipe sein. Ich nehme mir auch gern was mit und setze mich ans Ihmeufer. Wenn ich shoppen gehe, dann suche ich gern nach Vintage-Klamotten. Ein Tipp dafür ist das Push am Allerweg.

Der Willy-Spahn-Park in Ahlem Foto: Wikipedia, Tim Schredder
Der Willy-Spahn-Park in Ahlem Foto: Wikipedia, Tim Schredder

Und außerhalb von Linden?

Ninia Binias: Da muss ich ein bisschen überlegen … Also ich mag den Willy-Spahn-Park in Ahlem und den Gehrdener Berg, wenn ich Lust auf Natur habe. Beides ist gut mit dem Bus zu erreichen. Zum Frühstück gehe ich gern ins Seven Sundays am Weißekreuzplatz. Und danach bummel ich durch die Lister Meile und fahre vom Lister Platz aus wieder nach Hause. Im Sommer bin ich gern im Dornröschen, dort lässt sich’s romantisch am Wasser sitzen. Und nicht zu vergessen das Ricklinger Bad – mein Kind ist eine Wasserratte. Was die Kultur betrifft, so liebe ich das Schauspielhaus. Dort sind sie ganz vorn mit dabei, auch was politische Inhalte angeht. Die Besetzungen und Inszenierungen sind immer spannend.

Trifft man Sie auch auf Publikumsmagneten wie dem Maschseefest?

Ninia Binias: Auf jeden Fall! Das Maschseefest ist mir allerdings zu rummelig. Aber das Fährmannsfest ist jedes Jahr toll! Überhaupt hat Hannover tolle Locations für Konzerte, zum Beispiel das Lux oder die 60er Jahre Halle. Perfekt für mich ist das Capitol: Von der Brüstung aus kann sogar ich alles sehen. Gerade im Sommer weiß man ja gar nicht, wo man zuerst hingehen soll. Ein echtes Highlight ist auch die Oper im Maschpark. Überhaupt 2023: Was für ein großartiges Konzertjahr! Pink war unfassbar, ich bin ein großer Fan! Helene Fischer hätte ich gern gesehen, aber das war mir zu teuer. Auch im Stadion bei Hannover 96 bin ich gern dabei. Mein Sohn ist ein Fan. Und mein Schwager ist Fan vom „großen“ HSV, mit ihm geht’s zum Derby. Noch stärker brenne ich aber für die Hannover Grizzlies. Ich brauche den American Football als Gegenpol zu den ernsteren, politischen Themen, mit denen ich mich beschäftige.

Damit sind wir bei Ihrem Beruf. Gibt es neue Projekte? 

Ninia Binias: Zurzeit bin ich viel als Moderatorin unterwegs. Regelmäßig produziere ich neue Podcasts. Mein aktuelles Herzensprojekt ist „Ninia stellt vor“, die Literaturreihe im Pavillon. Dabei präsentiere ich queer-feministische Literatur aus den Bereichen Belletristik, Journalismus, Lyrik und Popkultur. Hoffentlich gibt es 2024 eine Fortsetzung. 

Ist Hannover ein gutes Pflaster für Ihr Berufsleben?

Ninia Binias: Die Kulturszene Hannovers ist sehr offen und gut vernetzt. Nach meinem ersten Poetry Slam im Faust hatte ich gefühlt gleich drei neue Freunde. Im Vergleich zu Köln oder Berlin ist hier noch nicht so viel abgegrast. Hier ist noch viel möglich. 

 

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Ninia LaGrande