Katharina Wisotzki Foto: Kerstin Schomburg Foto: Kerstin Schomburg

Ein Raum für vielfältige Lebenswelten

06. Mai 2024

Katharina Wisotzki setzt als neue künstlerische Leitung Impulse. Der Fokus: realer Stadtgesellschaft eine Bühne bieten und sie als Publikum willkommen heißen.

Seit ihrer Gründung 2019 haben sich die Universen als alternative Bühne des Schauspiels Hannover etabliert. Drei bis sechs Veranstaltungen finden hier im Monat statt, darunter Performances, Lesungen, Workshops und Partys. In der Spielzeit 2023/24 übernahm Katharina Wisotzki die künstlerische Leitung. Im Gepäck: jede Menge neue Impulse für die Programmgestaltung.

Der Erinnerungs-Podcast „Trauer und Turnschuh“ hat im Oktober 2023 eine Sonderfolge live auf der Universen-Bühne produziert. Zu Gast war die Journalistin Mely Kiyak.  Foto: privat
Der Erinnerungs-Podcast „Trauer und Turnschuh“ hat im Oktober 2023 eine Sonderfolge live auf der Universen-Bühne produziert. Zu Gast war die Journalistin Mely Kiyak. Foto: privat

Katharina Wisotzki schätzt das Fundament, das die Vorgänger:innen geschaffen haben. Etwa die enge Zusammenarbeit mit der liberalen jüdischen Gemeinde in Hannover oder die Literaturreihe „Poetic Justice“, in der Autor:innen über politisches Schreiben sprechen. Zugleich hat Katharina Wisotzki eine eigene Handschrift.

Die bürgerliche, weiße Tradition des Theaters repräsentiere nicht mehr die real existierende Gesellschaft unserer Zeit, findet Wisotzki. „Ich möchte die Universen mit den und für die Menschen gestalten, die hier leben. Die Zusammenarbeit mit den verschiedensten Akteur:innen der Stadt öffnet den Raum für vielfältige Lebenswelten.“

Politische Diskurse fördern

Zur Spielzeiteröffnung im September 2024 wurde im denkmalgeschützten Backsteinbau in der Prinzenstraße, der mit der Cumberlandschen Bühne die Heimat der Universen beherbergt, eine besondere „Ahnengalerie“ eröffnet. Sie zeigt Porträts der Akteur:innen, die bei den Universen auf der Bühne stehen. „Wer das historische Treppenhaus unseres Gebäudes durchquert, sieht nun also all die Menschen, die unser Programm so lebendig und nahbar machen. Menschen, die vielleicht sonst nicht in Ahnengalerien zu sehen sind.“

Im weiteren Verlauf der Spielzeit wird es neue Ausgaben von „Poetic Justice“ und dem Publikumsliebling „Magic Meyer’s Late Night Show“ geben. Ebenso ist Platz für Veranstaltungen, die die enge Verknüpfung der Universen zum politischen Kalender deutlich machen: Zum 19. Februar gedenkt man den Opfern des rassistischen Anschlags von Hanau, zum 8. März stehen feministische Diskurse im Fokus.

Einen Schritt zurücktreten

An der Stadt, die seit mehr als neun Jahren ein Zuhause ist, schätzt Wisotzki vor allem die vielen grünen Oasen. „Mein Arbeitsweg führt direkt am Flussufer entlang, von meiner Wohnung bin ich in wenigen Minuten im Park.“ Hannover sei zudem eine recht entspannte Großstadt, nicht so schnelllebig wie andere Städte vergleichbarer Größe. „Die Mühlen mahlen hier einfach langsamer. Das kann manchmal durchaus anstrengend sein, hat aber in politisch turbulenten Zeiten wie diesen auch etwas Beruhigendes“, findet Wisotzki, selbst in Nürnberg geboren. Hier nehme man sich noch die Zeit, Dinge persönlich zu besprechen, sie zu durchdenken.  

Wisotzkis Lieblingsort ist das Naturschutzgebiet an der Leine. „Ich arbeite täglich in der trubeligen Innenstadt, meine Arbeit besteht daraus, Stücke zu schauen, Bücher zu lesen, Diskurse zu verfolgen. Einen Schritt zurückmachen zu können, ins ruhige Grüne, um das Ganze zu verarbeiten, ist für mich sehr erholsam.“ Mit der Erholung in der Natur sammelt Katharina Wisotzki neue Kraft. Und damit neue Ideen für die Universen.