Monumentale Kulisse in dramatischer Beleuchtung – das Ihme-Zentrum Foto: © panoramarx – fotolia.com Foto: © panoramarx – fotolia.com

Eine Stadt für alle Lebenslagen

14. Mai 2024

Hannover erschließt sich gern erst auf den zweiten Blick 

„Die Stadt der kurzen Wege.“ Wer sich über Hannover austauscht, trifft immer wieder auf diesen Charakterzug. Egal in welchem Zusammenhang: Im Berufsleben wird diese Eigenschaft genauso geschätzt wie in der Freizeit. Denn die kurzen Wege sparen nicht nur Zeit und Nerven, sie sorgen auch für jede Menge Abwechslung und Inspiration. Ein Stadtspaziergang.

Los geht’s am Kröpcke

Dieser Platz ist unvermeidbar. Hier kreuzen sich die Stadtbahnlinien, hier ist man mitten in einer der größten Fußgängerzonen Deutschlands, hier sind die verschiedensten Einkaufsziele und Kulturangebote innerhalb von wenigen Minuten zu erreichen. Natürlich lässt sich über diesen Platz mit seinem eigentümlichen Namen schon eine Menge erzählen. Wir aber bewegen uns in Richtung Altstadt, sind dort nach wenigen Minuten angekommen. Vorbei an Altem Rathaus und Marktkirche, den berühmten Denkmälern der norddeutschen Backsteingotik, und flankiert von malerischem Fachwerk landen wir am Leineschloss. In diesem klassizistischen Laves-Bau residierten im 19. Jahrhundert Hannovers Könige, heute ist er die Heimat des niedersächsischen Landtags. Das zunächst als Fachwerkbau im Jahre 1637 erbaute Gebäude liegt direkt an Hannovers Hausfluss, der Leine. Die schlängelt sich durch die Innenstadt, nachdem ihr zwei Kilometer südlich ein Großteil des Wassers vorübergehend abgezweigt und über den sogenannten Schnellen Graben der Ihme zugeleitet wurde. Dieser Bach wird dadurch zum Fluss und schützt die Innenstadt vor Hochwasser. Eine geniale Idee, umgesetzt bereits im 15. Jahrhundert.

Die Leine im Sommersonnenschein; im Hintergrund ist das Rathaus von Hannover zu sehen. Foto: © xdudlajzov – stock.adobe.com
Foto: © xdudlajzov – stock.adobe.com

Die Welle reiten!

Unweit des Landtags lockt seit Kurzem eine besondere Attraktion ans Flussufer: Nach elf Jahren Entwicklungszeit begeistert die enercity Leinewelle Surfer*innen und Schaulustige. Sie ist eine der ersten halbnatürlichen Flusswellen Deutschlands. Gleich zur Eröffnung sorgte die Deutsche Rapid Surf Meisterschaft für Furore (siehe auch S. 62/63 Aloha an der Leine – Surfen in Hannovers Altstadt). Wenige Meter unterhalb der Welle tragen Kanut*innen und Stand-up-Paddelnde ihre Untersätze ins Wasser. Sie sind auf dem Weg an den Ort, wo die Leine ihr ursprüngliches Wasservolumen zurückerhält: An der Fährmannsinsel mündet die sogenannte Stadtleine in die Ihme, die nun zugunsten der Leine ihren Namen wechselt. Tatsächlich liegt dort gar keine Insel, eher ein Dreieck mit zwei Wasserseiten. Alljährlich steigt hier ein legendäres Open-Air-Festival: das Fährmannsfest.Auf unserm (Land-)Weg dorthin geht es zunächst durch die Calenberger Straße. Wir entdecken tolle kulinarische Anlaufpunkte wie das Vegan Village Bistro, Beckmanns Weinhaus, das Pfannkuchen Haus, La Favola, Julians Eismanufaktur Birne & Beere oder Francesca & Fratelli. Hinweg über die Humboldtstraße sind wir wieder am Wasser: Das ist sie also, die Ihme, die hier überwiegend aus Leinewasser besteht. 

Vor monumentaler Kulisse

Am gegenüberliegenden Ufer thront unübersehbar das Ihme-Zentrum. Für die Tageszeitung taz ist dieses Bauwerk „ein Lost Place und Abenteuerspielplatz, eine perfekte Kulisse für Tatortdrehs, ein Denkmal für städteplanerischen Größenwahn, ein Tummelplatz für Kreative, ein Elends- und ein Nobelviertel, ein Mahnmal für den Irrglauben an den Wunder-Investor, ein Schandfleck für die einen und ein geliebtes Betonnest für die anderen, ein Drama mit unendlich vielen Akten.“ Als Hannoveraner kann ich diese Beschreibung teilen. Wir biegen rechts ab, nehmen den Uferweg und können die monumentale Kulisse noch ein ganzes Stück weit auf uns wirken lassen. Dann unterqueren wir die Spinnereistraße, lassen den Betriebshof Glocksee, die Keimzelle der hannoverschen Verkehrsbetriebe üstra, rechts liegen und landen an besagter Fährmannsinsel. 

Die Füße im Sand

Entspannte Elektrosounds empfangen uns. Hinein in den Liegestuhl, die Bar versorgt mit Cocktails, die Füße spielen im Sand … Nein, wir sind nicht auf Ibiza. Strandleben heißt dieses maritime Paradies. Hier könnten wir locker in den Sonnenuntergang hineinchillen. Wir könnten uns aber auch langsam ums Abendessen kümmern, vielleicht über die Fährmannsbrücke ins Stadtteil Linden-Nord bummeln. Dort bietet vor allem die Limmerstraße eine riesige Vielfalt an Bars und Restaurants. Oder wir folgen dem rechten Leineufer und besuchen das charmante Ausflugslokal Dornröschen, den angeblich ältesten Biergarten Hannovers. Oder wir gehen durch den Georgengarten hinüber in die Nordstadt, flanieren über den Engelbosteler Damm, gern E-Damm genannt, den viele für die coolste Straße der Stadt halten – dank vielfältiger Gastronomie und kreativem Einzelhandel.

Oder geht es doch schon nach Hause? Innerhalb von zehn Gehminuten sind zwei Stadtbahn-Haltestellen erreichbar: Glocksee und Königsworther Platz. Die üstra bringt uns dann ruckzuck zum Kröpcke zurück. Oder wir gehen zu Fuß, an der Stadtleine flussauf durch die Calenberger Neustadt und weiter zum Steintor. Sollte uns dort der Hunger packen, so haben wir auch dort eine reiche gastronomische Auswahl. Vielleicht schauen wir danach noch ins Anzeiger-Hochhaus und lassen den Tag im höchstgelegenen Kinosaal Deutschlands ausklingen.  

 

Infos

Kanuverleih Allerhorn
Dornröschen Biergarten und Café
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