In der Region Hannover einige Bestattungswälder, in denen Urnen unter Bäumen beigesetzt werden. Foto: © familie-eisenlohr.de – stock.adobe.com Foto: © familie-eisenlohr.de – stock.adobe.com

Friedhöfe sind lebendige Orte

14. Mai 2024

Einblicke in die Trauerkultur und das Angebot vom Café „Anna Blume“

„Friedhöfe sind für die Lebenden“, betont Ute Wrede in einem Beitrag des regionalen Fernsehsenders h1. Sie hat im historischen Eingangsgebäude des Stöckener Friedhofs das inklusive Kulturcafé „Anna Blume“ gegründet. Zwischen neugotischen Säulen gibt das einmalige Café den Friedhofsbesucher*innen einen heimeligen Ort zum Verweilen, gehandicapten Beschäftigten einen inklusiven Arbeitsplatz und Kulturinteressierten kleine, feine Veranstaltungen, die am Rande des Friedhofs überraschend gut aufgehoben sind und auch angenommen werden. Der Name stammt von Kurt Schwitters Gedicht „An Anna Blume“, über die ein Freund des hannoverschen Dichters schrieb: „Sie öffnet die Tore zu schönen Gefilden.“

Die alten Friedhöfe in Stadt und Land sind mit ihrer parkähnlichen Gestaltung und ihren kunstvollen historischen Grabmalen grüne Oasen der Ruhe im hektischen Alltag. Hier finden nicht nur Trauernde einen besinnlichen Ort zum Gedenken. Gerade in der Großstadt kommen in den gepflegten Gartenanlagen zwischen Seerosenteichen und Rhododendren auch alle anderen Spaziergänger*innen zur Ruhe. Zudem sind die Friedhöfe naturnahe Rückzugsräume für zahlreiche seltene Vögel, Insekten und Frösche. Historisch Interessierte können anhand der Grabstätten auch Spaziergänge durch die Stadtgeschichte unternehmen. Unter www.hannover.de gibt es eine Liste der bedeutenden Gräber und Ehrengräber für alle 19 städtischen Friedhöfe. Hier lässt sich auch das Grab von Kurt Schwitters finden. 

Bestattungswälder und andere Beisetzungsformen

Heutzutage entscheiden sich immer mehr Menschen für eine Feuerbestattung, die auch andere Bestattungsorte als den Friedhof ermöglicht. So gibt es in der Region Hannover einige Bestattungswälder, in denen Urnen unter Bäumen beigesetzt werden. In der Landeshauptstadt ist das auf dem städtischen Friedhof Seelhorst im „Seelwald“ möglich. Im Umland liegen der RuheForst in Wennigsen am Deister, der FriedWald Uetzer Herrschaft und der Waldfriedhof Sophienhöhe in Springe.

Daneben lebt die alte christliche Tradition der Kolumbarien wieder auf: Die Verstorbenen werden in der Kirche bestattet und bleiben so in der gottesdienstlichen Gemeinschaft. Das ist in der evangelischen Nazarethkirche der Südstadt-Gemeinde so-wie in der katholischen Herz-Jesu-Kirche in Misburg möglich.

Einige Friedhöfe sind für multikulturelle Beisetzungen offen: Auf dem Friedhof Stöcken gibt es ein nach Mekka ausgerichtetes Gräberfeld, wo die Toten nach muslimischer Tradition in Leichentüchern beerdigt werden dürfen. In Lahe befindet sich ein yezidisches Feld mit Gräbern, die nach Südosten zum Sonnenaufgang zeigen. Eine buddhistische Urnengrababteilung ist auf dem Stadtfriedhof Seelhorst zu finden.

Abschied, Trost und Gedenken

Nach dem Abschied brauchen die Hinterbliebenen Raum und Zeit zum Trauern. Dafür bieten verschiedene Gesprächskreise, Selbsthilfegruppen oder Trauercafés eine empathische Begleitung an. Offene Angebote sind im digitalen „Wegweiser für Trauernde“ auf der Webseite der hannoverschen Stiftung Trauerbegleitung und Bestattungskultur zu finden.

Nach einem Sterbefall haben die Hinterbliebenen viel zu regeln und zu entscheiden. Spätestens einen Tag nach dem Todesfall sollten sie Kontakt zu einem Bestattungsunternehmen aufnehmen und dafür Dokumente wie Ausweis, Geburts- und Heiratsurkunde sowie Versicherungsnachweise bereithalten. Gibt es ein Testament? Hatte der oder die Verstorbene bestimmte Wünsche für die Bestattung und die Trauerfeier? Auf Wunsch können Bestatter*innen viele Aufgaben übernehmen. Sie beantragen zum Beispiel auch beim zuständigen Standesamt die Sterbeurkunde, mit der die Hinterbliebenen dann finanzielle Angelegenheiten regeln können.

Palliativ- und Hospizdienste

Wenn bei alten und unheilbar kranken Menschen das Lebensende absehbar ist, werden sie von Palliativ- und Hospizdienste begleitet. Die Palliativmedizin kann sie von Schmerzen und Beschwerden befreien. Palliativ- und Hospizdienste helfen auch den Familien und Freund*innen, koordinieren Hilfsangebote und bieten eine Bereitschaft rund um die Uhr an.

Zahlreiche ambulante Hospizdienste in der Region Hannover stehen unheilbar Kranken und ihren Angehörigen zur Seite. Der ambulante Kinderhospizdienst hat sich auf die Begleitung von Kindern und Jugendlichen mit lebensverkürzenden Erkrankungen spezialisiert. Die stationären Hospize nehmen Menschen für die letzten Lebenstage auf, wenn die Versorgung zu Hause oder im Pflegeheim nicht mehr möglich ist. Kranken- und Pflegekassen übernehmen nach ärztlicher Verordnung den Großteil der Kosten.

Das „Regionale Netzwerk Hospiz und Palliativ Region Hannover“ koordiniert die Versorgung in der ganzen Region Hannover, berät Erkrankte und Angehörige. Eine aktuelle Übersicht der ambulanten Hospizdienste, stationären Hospize und Palliativstationen ist auf www.hannover.de zu finden.

 

Infos

Café Anna Blume
Friedhöfe Hannover
Hannover.de
Palliativ und Hospiz in der Region Hannover
Stiftung Trauerbegleitung
Telefonseelsorge