aha-Geschäftsführer Thomas Schwarz und Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Olaf Lies. (v.l.n.r.) Foto: aha Zweckverband Abfallwirtschaft Region Foto: aha Zweckverband Abfallwirtschaft Region

Hannover schafft die Energiewende

06. Mai 2024

Die Beispiele Fernwärme, Elektromobilität und Wasserstoff zeigen, was alles in der Region möglich ist.

Fernwärme liegt nahe. Es sind Quartiere mit dichter Bebauung, die in erster Linie an das Rohrsystem angeschlossen werden. Foto: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co.KG
Fernwärme liegt nahe. Es sind Quartiere mit dichter Bebauung, die in erster Linie an das Rohrsystem angeschlossen werden. Foto: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co.KG

Fernwärme liegt nahe. In Hannover werden die Netze massiv ausgebaut, damit sich rasch möglichst viele Mehrfamilienhäuser und Gewerbebetriebe anschließen können. Es sind also Quartiere mit dichter Bebauung, die in erster Linie an das Rohrsystem angeschlossen werden. Enercity als kommunaler Energieversorger ist dafür zuständig. Aus großen Kraftwerken fällt bei der Stromerzeugung viel Wärme an. Diese wird nicht wie sonst oft durch Kühlwasser in die Luft oder in Flüsse abgegeben, sondern in ein weit verzweigtes Leitungsnetz gepumpt.

So entsteht Heizenergie, die ganze Stadtviertel versorgt. Für die einzelnen Haushalte oder Betriebe hat das große Vorteile: keine Abgase durch eigene Schornsteine, keine Investitionen für Wärmeerzeuger, keine Wartung. Rohrnetz und Heizkörper bleiben erhalten, auch Warmwasser kann genutzt werden. Stadteigene Gebäude waren übrigens schon 2005 zu 60 Prozent mit Fernwärme beheizt. Aktuell liegt der Anteil bei mehr als 75 Prozent. 

Bis 2035 will enercity die Hälfte der Fernwärme in Hannover aus erneuerbaren Energien gewinnen. Dazu entsteht an der Deponie Lahe eine thermische Abfallverwertungsanlage. Müll wird also als Rohstoff genutzt. Das Steinkohlekraftwerk Stöcken geht dafür schon früher als geplant vom Netz. Bis 2025 wird der erste Block abgeschaltet, fünf Jahre später der zweite. Die Vermeidung an Kohlendioxid in der Atmosphäre ist also immens. Doch wie wird dann die Energie in Stöcken erzeugt? Susanna Zapreva als Vorstandsvorsitzende von enercity stellt klar: „Erdgas als Brückentechnologie für den Übergang schließen wir aus.“ Also kommt ein Biomasseheizwerk zum Einsatz. Jährlich werden dann 415 Gigawattstunden Wärme in die Fernwärmenetze der Stadt eingespeist.

Kleine Anstöße – große Umwälzungen zum Elektroantrieb

Wie sieht es mit der E-Mobilität in Hannover aus? Auch da tut sich immens viel. Es entsteht ein dichtes Netz an Ladesäulen für Elektroautos. Es gibt eine umfangreiche Beratung und Förderung. Unternehmen richten ihre Fuhrparks mit E-Autos und E-Lastwagen neu aus, denn die meisten davon sind in einem Umkreis von höchstens 100 Kilometern unterwegs. Die Aufladung der Akkus abends am festen Standort ist also problemlos. E.co-Bizz berät Firmen dabei, wie sie ihre Fuhrparks auf Elektromobilität umstellen. Regionspräsident Steffen Krach meint: „Da hat sich gezeigt, dass es manchmal nur verhältnismäßig geringe Mittel braucht, um ein Umdenken anzustoßen.“ Eine wachsende Zahl von Privatkunden baut sich eine Wallbox in die Garage. Zunehmend beliebt sind auch Elektroautos bei Autoverleihern, denn die bieten für jede Gelegenheit das passende Modell. Genauso ist es beim car sharing, das in Hannover immens gewachsen ist. Auch das Segment Lastenräder wächst kontinuierlich. Hannah-Verleihstationen sprießen. Ebenso beliebt sind die elektrisch betriebenen Kleinbusse von Moia, einer VW-Tochter. Sie surren durchs Stadtgebiet und sind bis zu zehn Minuten im Voraus buchbar. Die Routen sind nicht festgelegt, sondern ergeben sich durch die Wünsche der Zusteigenden. Der Service von Haustür zu Haustür hat sich bewährt.

Wasserstoffantrieb: Der Multikopter ist nur ein Beispiel

Das dritte Thema in dieser Reihe heißt Wasserstoff. Hannover und die Region sollen ein relevanter Wasserstoff-Standort werden. Das geschieht mithilfe der Leibniz Universität Hannover und ihrem Campus Maschinenbau in Garbsen. Dort entsteht ein Wasserstoff-Reallabor. Grüner Wasserstoff (der also durch Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen wird) kann für Brennstoffzellen und als Wärmeträger genutzt werden. Zum Beispiel soll ein Multikopter entwickelt werden, der mit Wasserstoff läuft. Multikopter sind kleine Luftfahrzeuge, die mit Propellern angetrieben werden; sie ähneln kleinen Hubschraubern. Die regionalen Verkehrsbetriebe Üstra und regiobus haben bereits 2020 Tests mit einem Bus gemacht, der mit einem Wasserstoffmotor angetrieben wird. Ebenso sind Müllsammelfahrzeuge von „aha“, dem örtlichen Entsorger, mit Wasserstoffantrieb im Test, denn der Fuhrpark der Abfallsammelfahrzeuge soll langfristig auf Wasserstoffantrieb umgestellt werden. Gestärkt wird auch die Ausbildung von Fachkräften in diesem Bereich zusammen mit der Handwerkskammer. Hier geht es also um Impulse für die Wirtschaft, Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Regionen und neue Arbeitsplätze. Wasserstoff ist ein Mega-Thema. Auf unserem Foto sehen Sie Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Olaf Lies, der gerade den Förderbescheid für das Projekt Wasserstoff-Plasmalyse an den aha-Geschäftsführer Thomas Schwarz übergibt.

Susanna Zapreva Vorstandsvorsitzende enercity Foto: enercity
Susanna Zapreva Vorstandsvorsitzende enercity: „Erdgas als Brückentechnologie für den Übergang schließen wir aus.“ Foto: enercity
Regionspräsident  Steffen Krach Foto: Region Hannover
Regionspräsident Steffen Krach. „Da hat sich gezeigt, dass es manchmal nur verhältnismäßig geringe Mittel braucht, um ein Umdenken anzustoßen.“ Foto: Region Hannover

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