Hannover Airport © Foto: Hannover Airport Foto: Hannover Airport

Tag- und nachtaktive Drehscheibe

14. Mai 2024

Der Flughafen Hannover ist der einzige in Niedersachsen mit 24-Stunden-Betrieb.  

Der knapp 1.000 Hektar große Hannover Airport ist nicht nur touristisch bedeutend, sondern auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Ein Blick hinter die Kulissen.

Hannover Airport © Foto: Hannover Airport
Hannover Airport © Foto: Hannover Airport

Flughafen Hannover, Terminal C, untere Ebene. Eine muntere Gruppe hat sich versammelt. Ohne Gepäck, das gemeinsame Ziel ist eine Flughafenführung. „In den nächsten gut zwei Stunden werden Sie trotzdem alle zu Reisenden“, erklärt unser Guide vom Besuchsdienst des Hannover Airport. „Wir werden alle Stationen durchlaufen, und zusätzlich einen Blick hinter die Kulissen werfen.“ Bei der Anmeldung wurden unsere Personaldaten erfasst, nun gibt es Besuchsausweise. „Auch für Gäste gelten die europäischen Richtlinien der Flugsicherheit, denn wir betreten sensible Bereiche.“ Das eine oder andere Schweizer Taschenmesser wird sicher verschlossen, dann geht es los.

Drehscheibe der Wirtschaft

„Hier am Flughafenmodell sehen Sie, wie weitläufig das Gelände ist. Und wie grün.“ Knapp 1.000 Hektar bedeckt der Hannover Airport, gut die Hälfte sind Start- und Landebahnen. Das Passagier-Terminal mit 88 Check-in-Schaltern und 20 Gates kann bis zu 10 Millionen Passagier:innen jährlich abfertigen. Dazu kommt ein großes Luftfrachtzentrum mit einer Jahreskapazität von etwa 60.000 Tonnen. Auch Sonderfracht gehört dazu. „Die Elefanten auf der Expo 2000 haben hier europäischen Boden betreten.“ Der Logistik-Dienstleister TNT betreibt in Hannover sein Nordeuropa-Gateway. Etwa 10.000 Beschäftigte halten den Airport in Bewegung. Die Zahl der nachgelagerten Jobs ist um ein Vielfaches höher. Laut Studie zieht jeder Job am Airport in der deutschen Gesamtwirtschaft etwa 3,5 Beschäftigte nach sich, davon 1,4 in Niedersachsen. Der 24-Stunden-Betrieb des Airport Hannover ist ein Alleinstellungsmerkmal in Norddeutschland und wichtiger Standortfaktor.

Auf Besonderheiten eingestellt

Es geht hoch in die Abflugebene. An einem freien Schalter „geben wir einen Koffer ab“, um kurz darauf seine Reise weiterzuverfolgen. Wir selbst durchlaufen den Sicherheitscheck – samt Durchleuchten. Zum Glück „piept“ es nicht. Im Abflugbereich nimmt der Guide die meistgestellte Frage schmunzelnd vorweg: „Nein, wir können jetzt nicht Duty-Free-Shoppen.“ Durch die große gläserne Front blicken wir aufs Rollfeld – und haben Glück: Gerade landet ein Jumbojet. „Das kommt selten, aber immer mal wieder vor.“ An einem nicht belegten Gate spielen wir die Passagierkontrolle durch und betreten die Brücke. Die wird auch Finger genannt, denn die Tunnel lassen sich flexibel auf unterschiedliche Flugzeugarten einstellen.

Im Geiste heben wir jetzt ab. In der Realität wartet schon ein Vorfeld-Bus auf uns. Auf dem großen Gelände gibt es viel zu sehen: Klein- und Großflugzeughallen, Bürogebäude, die technische Basis von Tuifly und das große Blockheizkraftwerk, dass den Flughafen autark macht. Die Polizeihubschrauberstaffel Niedersachsen und der Rettungshubschrauber sind in Hannover stationiert. Und auch die Alarmrotte – Abfangjäger der Luftwaffe – nutzt Hannover als Ausweichflughafen. „Ein besonderes Erlebnis war es, als Barack Obama hier 2016 gelandet ist, um mit Angela Merkel die Hannovermesse zu eröffnen.“ Air Force One, Ersatzflugzeug, Fahrzeuge und Ausrüstung nahmen eine ganze Halle in Beschlag.

Kind begeistert von Modellflugzeug © Foto: Hannover Airport
Kind begeistert von Modellflugzeug Foto: Hannover Airport

Highlight Flughafenfeuerwehr

Weiter gehts zur Feuerwache. Ein Highlight, das auch bei der Premium-Tour enthalten ist. „Sie liegt strategisch in der Mitte des großen Geländes. Innerhalb von 30 Sekunden ist die alarmbereite Truppe in Ausrüstung im Fahrzeug, spätestens zweieinhalb Minuten später an jedem Punkt des Flughafens.“ Zu Dienstbeginn ist klar, wer an dem Tag auf welcher Position eingesetzt wird. Jede:r stellt die persönliche Ausrüstung vor das entsprechende Fahrzeug, damit es im Notfall schnell geht, erfahren wir. Und dürfen deshalb auch nicht unter den Rutschstangen stehen. Für den Ernstfall ist die Flughafenfeuerwehr mit Großflughafenlöschfahrzeugen Typ Panther ausgerüstet. „Die meisten Einsätze sind zum Glück nur mit dem Rettungswagen.“ Oder Übungen. Die sind in der Regel auch der Grund, warum die Alarmrotte nach Hannover kommt. Denn im Notfall muss die Feuerwehrcrew trotz der Waffensysteme an Bord sicher löschen können.

Ausgeklügelte Achterbahn

Zurück in den Bus, zurück zum Terminal. Im Geiste sind wir gerade gelandet und verfolgen den Weg unserer Koffer. Die legen auf der „Achterbahn“ – ein großes Netz an Förderbändern mit Beginn im Gepäckraum – etwa 400 Meter zurück. Gesteuert durch Strichcodes auf den Aufklebern vom Check-in werden sie automatisch in die richtige Richtung gelenkt. Beim Umsetzen hilft den Mitarbeitenden ein Druckluftarm, der die Stücke ansaugt. Alle Objekte werden auf den Bändern durchleuchtet, dazu automatisch in jede Richtung gewendet. Bei Auffälligkeiten wird das Gepäckstück von der Bundespolizei geöffnet.

Mit der Reise des Koffers endet auch unsere Führung. Die Aussichtsterrasse und die Ausstellung „Welt der Luftfahrt“ erkunden wir selbständig. Und beschließen beim Blick über das Rollfeld: Demnächst geht es mit dem Rad ums Gelände, immer den ausgeschilderten „Airpoints“ nach.