Kinder mit dem Rad sicher durch die Stadt bringen – auf guten Radwegen kein Problem! Foto: Ole Spata Foto: Ole Spata

Weniger Autoverkehr und mehr Mobilität

06. Mai 2024

Hannover hat sich für seine klimafreundliche Zukunft hohe Ziele gesetzt.

Wenn Hannover Oberbürgermeister Belit Onay in deutschlandweiten Talk Shows als gern geladener Gast auftritt, hat dies einen wesentlichen Grund: sein Konzept einer klimaneutralen resilienten Innenstadt, die in der Zukunft autofrei sein soll. Dieser Ansatz hat in seiner Konsequenz Deutschland weit Vorbildcharakter. „Hannover ist auf dem Weg zur autofreien Innenstadt. Gemeinsam schaffen wir die Grundlagen für eine City zum Leben und Genießen, zum Shoppen und Verweilen“, verspricht Onay. Deutlich weniger Autos, mehr Raum für die Menschen, mehr Grün, ein höhere Aufenthaltsqualität: Das sind die Leitideen für die zukünftige Innenstadt von Hannover.

Fahrrad und Bahn – in Hannover die Verkehrsmittel der ersten Wahl für den Plan Mobilitätswende.
Fahrrad und Bahn – in Hannover die Verkehrsmittel der ersten Wahl für den Plan Mobilitätswende. Foto: Ole Spata

Attraktivere Innenstadt

Die Weichen zum Erreichen des Ziels sind dabei längst gestellt. Die Umgestaltung des in die Jahre gekommen Parkplatzes am Marstall zu einer modernen Parklandschaft, die Neugestaltung des Leineufers, viele kleine Verkehrslenkungsmaßnahmen wie Einbahnstraßen und Sackgasen, die den ungezügelten Autoverkehr durch die Innenstadt einschränken – all das sind Vorboten einer neuen umweltfreundlichen Mobilitätskonzeptes. Angedacht ist zudem eine Neugestaltung des Steintorplatzes und eine autofreie Schmiedestraße. Sogar über eine Verengung des Cityrings zugunsten eines Uferparks an der Altstadtleine sowie eine Reduzierung der Riesenkreuzung am Frederikenplatz wird nachgedacht.

Die entscheidende Frage die sich bei all diesen Maßnahmen stellt: Wird dabei nicht der Einzelhandelsstandort Hannover abgehängt? Im Gegenteil: die Innenstadt soll durch diese Aktivitäten (wie etwa auch der Bau der Leinewelle) attraktiver werden. Und wer sagt, dass sich nur mit einem Verbrenner-Auto Innenstadtziele bequem erreichen lassen? Die Innenstadt ist durch den Ausbau der S-Bahn-Linien zur Expo 2000 ideal mit dem Umland verbunden. Ob aus Sarstedt, der Wedemark, Lehrte oder dem Deister: in nicht mal 20 Minuten erreichen wir den Hauptbahnhof Hannover. Und können nach Herzenslust stressfrei shoppen. Mit dem Auto dauert die Anreise inklusive Parkplatzsuche oft doppelt so lang. 

Laden & Parken

Apropos Parkplätze: Wer mit dem E-Auto oder einem Hybridfahrzeug anreist muss in Hannover auf öffentlichen Parkplätzen keine Parkgebühren zahlen (bis zu 2,5 Std.). Überhaupt soll nicht nur im Innenstadtgebiet, sondern in ganz Hannover die Ladeinfrastruktur deutlich verbessert werden. Bis Ende 2026 sind 1300 öffentlich zugängliche Ladepunkte angedacht. Mit 136 Ladenpunkten je 100 000 Menschen steht Hannover sogar bei den Großstädten über 500 000 Menschen an Platz 1 in Deutschland (Stand 2023). Diesen Platz möchte Hannover Energiedienstleiter enercity natürlich halten. Dabei setzt enercity auf nutzer- und umweltfreundliche Ladelösungen, von der Ultra-Schnellladesäule (etwa an Autobahnen, bis 350 kW mit Ladung für 400 km Reichweite in zehn Minuten Ladezeit) über die Standardladestation (bis 22 kW) bis zur Ladebox an Straßenlaternen (3,7 kW).

Zudem ist ein engmaschiges Busnetz im ÖPNV ein wichtiger Bestandteil der Mobilitätswende – damit im Stadtgebiet Menschen ihre Ziele auch abseits der U- und S-Bahn-Hauptrouten erreichen können. Dabei will das Busunternehmen Regiobus bis 2030 einen klimaneutralen ÖPNV in der Region etablieren. Langfristig müssen dafür 200 Dieselbusse ersetzt werden. Ein vergleichbarer Elektrobus kostet 750 000 Euro.

Belit Onay  Foto: Ole Spata
Belit Onay zum Veloroutensystem: „Das künftige Veloroutensystem führt über gut ausgebaute separate Wege oder über Fahrradstraßen, für die wir ein besonderes Maß an Komfort und Sicherheit für den Radverkehr anlegen. Ich halte es für realistisch und geboten, das Nötige zu tun um auf 40 Prozent Fahrradnutzung zu kommen“. Foto: Ole Spata

Zu den weiteren Instrumenten der klimabewussten Verkehrslenkung zählen Carsharing, Ridepooling und Lastenfahrrädern. Hannover verfügt in diesen Bereichen über exzellente Angebote (Stadtmobil Hannover, Stadtflitzer, Moia, Ecomento).

Velorouten

Das allerwichtigste Instrument der Verkehrswende aber ist das Fahrrad. Es spielt im Innenstadtkonzept Hannovers in Form des Mobilitätswende-Netzes eine wichtige Rolle (weshalb Onay gerne in Talkshows eingeladen wird). Dieses Velorouten-Netz wurde 2020 erstmals vorgestellt. Bis dato sind die nach Lehrte führenden Veloroute 5 und Teile der nach Laatzen führenden Veloroute 8 fertig gestellt. Vier weitere Routen nach Langenhagen, Bothfeld/Lahe, Bemerode und Ricklingen sind im Bau.

Für sie alle gelten besondere Standards: Sie sind mit einheitlicher Kennzeichnung deutlich zu identifizieren. Im Einrichtungsverkehr sind sie 2,50 Meter breit, Im Zweirichtungsverkehr kommen sie auf eine Zweirichtungsbreite von drei Metern. In bebauten Bereichen sind sie durchgehend beleuchtet.

Damit Radler*innen auf den Velorouten zügig vorankommen, sind entsprechende Vorfahrtregeln sowie angepasste Ampelschaltungen vorgesehen. Ziel ist es das Velorouten-System bis 2030 umzusetzen. Damit in Hannover bald niederländische Verhältnisse herrschen. Und sich die Bewohner Hannovers in Heerscharen auf den Velorouten zur nun grüneren und attraktiveren Innenstadt Hannovers bewegen.  Vielleicht ist dann Hannover nicht nur „Unesco City of Music“, sondern auch noch die „Stadt der Mobilitätswende“?

 

Infos

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